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  • AutorenbildAngela Beltz

bitter(&)süß

Aktualisiert: 3. März





Stell dir vor es gäbe eine Droge, die auf unser Nervensystem dieselbe Wirkung hat wie Kokain, aber legal ist. Die es an jeder Ecke gäbe, und das auch noch billiger als jeder andere Stoff. Würdest du diese Droge nehmen wollen?


Nein? Hmm ... das ist jetzt doof. Wie bringe ich es dir schonend bei?


Denn du musst dir diese Frage eigentlich nicht stellen, du tust es bereits! Diese Droge nennt sich: ZUCKER! Oder besser gesagt: Industriezucker. Diese Feinheit muss man hier berücksichtigen, denn es gibt große Unterschiede. Nicht jeder Zucker macht hat diese extreme Wirkung. Nicht jeder Zucker macht krank.


Industriezucker

Unter Industriezucker versteht man Zucker, der nicht in seiner natürlichen Form vorkommt, also in Verbindung mit der Zuckerquelle, wie z.B. Obst, Gemüse und Getreide. Industriezucker ist reiner, isolierter Zucker. Dabei handelt es sich um den weißen Haushaltszucker, aber darunter fällt ebenso brauner Zucker, Rohrzucker, Rohrohrzucker und auch die (mehr oder weniger) flüssigen Formen wie Dicksäfte und Sirup. Honig ist zwar kein isolierter Zucker, da er genau so wie er verkauft wird in der Natur vorkommt. Er enthält jedoch einen so großen Anteil an Fruchtzucker, dass er genauso einzustufen ist wie z.B. Agavendicksaft. An Nährstoffen sind hier lediglich Kohlenhydrate und vielleicht klitzekleine Spuren von Mineralstoffen vorhanden. Man sagt deshalb auch "leere Kalorien" dazu.


Das Problem an isoliertem Zucker sind aber nicht nur die leeren Kalorien, sondern auch die Tatsache, dass es sich bei diesen Zuckerarten um Nährstoffräuber handelt. Da sie ihrer begleitenden Nährstoffe aus dem Fruchtfleisch - also um die Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundären Pflanzenstoffe - beraubt sind, müssen sie für ihre Verstoffwechslung dem Körper gespeicherte Nährstoffe entziehen, um verarbeitet werden zu können.

Zucker ist eine Droge

Dieser Zucker wirkt wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge auf unseren Hormonhaushalt wie Heroin. Heißt: Er stimuliert unser Belohnungszentrum. Wir fühlen uns super, wenn wir ihn konsumieren, weil das Hormon Dopamin ausgeschüttet wird. Das führt dazu, dass wir mehr davon wollen. Wir fangen an, uns je nach Gefühlslage damit belohnen zu wollen und benötigen für dieses Gefühl immer mehr. Und selbst wenn wir es noch so sehr wollen: Es fällt uns verdammt schwer, es sein zu lassen!


Was macht Zucker noch mit uns?

Zucker wird mittlerweile mit vielen sogenannten Zivilisationskrankheiten in Verbindung gebracht. Am bekanntesten ist wohl Diabetes Typ 2. Früher nannte man diese Krankheit "Altersdiabetes" und wurde fast als ganz normaler Prozess angesehen. Hat ja fast jeder. Ja genau, und zwar weil fast jeder viel zu viel Zucker zu sich nimmt. Das überfordert nicht nur die Bauchspeicheldrüse, die entsprechend viel Insulin ausschütten muss, sondern führt auch zur Insulinresistenz unserer Zellen (= Diabetes Typ 2). Normal ist das nicht. Man kann etwas dagegen tun bzw. es verhindern. Leider werden die Erkrankten immer jünger. Die Generation, bei der es noch "Altersdiabetes" hieß, hat mit dem Konsum von Industriezucker noch nicht in der Kindheit begonnen, denn da gab es das noch nicht in diesen Mengen.


Zucker macht müde. Das ständige Auf und Ab unseres Insulinspiegels und die Überforderung unserer Leber, die den überschüssigen Zucker einlagern muss ("Müdigkeit ist der Schmerz der Leber") ist die genau gegenteilige Wirkung, die ein normaler, gemäßigter Zuckerkonsum hat, nämlich Energiegewinnung.


Zu viel Zucker führt zu Übergewicht mit all seinen Folgen sowie zu Zahnschäden. Meist ist es keine schadhafte Zahnsubstanz, die zu Karies und Paradontose führt, sondern der Zucker, der Säuren bildet, die die Zähne angreifen. Zucker fördert im Körper Entzündungsgeschehen und ernährt Pilze und Krebszellen. Er schädigt unsere Darmflora, indem er die schlechten Darmbakterien ernährt, wodurch er unser Immunsystem in Gefahr bringt und sogar unsere Stimmung negativ beeinflusst.


Versteckter Zucker

Ein weiterer Grund, warum ein Ausstieg aus der Zuckersucht so schwierig ist, sind die sogenannten versteckten Zucker. Diese heißen so, weil sie in Nahrungsmitteln enthalten sind, wo wir sie eigentlich gar nicht vermuten würden. Weil unsere Geschmacksschwelle für Süßes durch den Zuckerkonsum so hoch ist, überrascht es uns wenn wir hören, dass in Brot, Ketchup, Senf und vielen anderen verarbeiteten Lebensmitteln Zucker enthalten ist. Wir empfinden diese Nahrungsmittel gar nicht als süß, weil wir durch Schokolade, Bonbons & Co. viel süßeres gewöhnt sind.


Auf der Zutatenliste können wir diese versteckten Zucker über Begriffe wie wie Saccharose, Dextrose, Glukose, Fruktosesirup, Glukosesirup, Maltose, Maltodextrin, Laktose entlarven.


Warum tut die Nahrungsmittelindustrie so etwas? Weil uns zum einen aufgrund der Gewöhnung an Zucker leicht gesüßte Speisen besser schmecken und wir so natürlich mehr davon kaufen.


Zuckeraustausschstoffe

Nun gibt es auf dem Markt viele Zuckeraustauschstoffe, die teilweise sogar kalorienfrei sind. Kann man den Zucker nicht einfach dadurch ersetzen?


Die Nahrungsmittelindustrie tut das bereits, z.B. in Form von Light-Produkten. Positiv ist, dass die Kalorienzahl der damit gesüßten Lebensmittel geringer ist. Allerdings hat unser Hunger nach Süßem ja nicht immer nur psychische Gründe (ich schrieb bereits über das Emotionale Essen in einem anderen Artikel), der Körper möchte damit manchmal ein rein physisches Bedürfnis anmelden: er benötigt Nährstoffe. Wenn man sich dann mal anschaut, wie die Natur sich das eigentlich gedacht hat kommt man schnell darauf, was man nun essen sollte: Obst. Nicht bloß wegen der Süße, sondern vor allem wegen der Nährstoffe, die darin enthalten sind. Die Süße ist praktisch ein Lockstoff. Sind diese Nährstoffe ebenfalls in Cola Light & Co. enthalten? Eher nicht. Also befriedigt die Aufnahme von künstlich gesüßten Nahrungsmitteln unseren Körper nicht und er meldet immer weiter Hunger an.


Davon abgesehen sind einige Süßstoffe inzwischen als krebserregend eingestuft worden (z.B. Aspartam). Bei vielen weiß man noch nicht, welche Langzeitwirkungen sie haben können.


Was tun?

Es ist also gar nicht so einfach, der Zuckersucht-Falle zu entkommen. Vor allem, wenn wir viele verarbeitete Lebensmittel zu uns nehmen. Das beste wäre, alles selbst herzustellen. Dann weiß man, was drin ist. Zuckerfreie Rezepte gibt es inzwischen haufenweise. Aber wer hat dafür schon die Zeit?

Und: Benötigen wir nicht auch Zucker?


Klar, für die Energiegewinnung ist Zucker auf jeden Fall notwendig. Aber eben nicht in den Mengen, die wir mit unserer modernen Ernährungsweise zu uns nehmen. Wir könnten sogar mit sehr wenig Zucker auskommen, denn unser Körper kann ihn selbst herstellen. Sonst hätten unsere Vorfahren den Winter, wo es keine Früchte (oder höchstens Trockenobst) gibt, kaum überleben können. Es sind vor allem die Nährstoffe, die natürlich süße Lebensmittel - also Obst - ansonsten mit sich bringen, die wir benötigen. Also Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Antioxidantien, sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe.


Ausgewogene Ernährung

Ideal wäre es, natürlichen Zucker in unsere Ernährung zu integrieren, und zwar in normalen Mengen (und mit einfachen und schnellen Rezepten, wie z.B. dieses). Die Menge macht das Gift. Obst ist super für uns, denn es enthält wichtige Nährstoffe. Aber zuviel davon würde natürlich auch wieder einiges durcheinander bringen.


Es macht aber auf jeden Fall Sinn, beim Süßen auf Obst zurückzugreifen. In einem früheren Blogartikel habe ich z.B. ein Rezept für Dattelmus vorgestellt. In Gebäck lässt Zucker sich häufig sehr gut durch Bananen- oder Apfelpüree ersetzen. Wie gesagt: Rezepte gibt es inzwischen viele.


Mit Tricks arbeiten

Eine doppelt gesunde Möglichkeit, den Süßhunger Schritt für Schritt zu reduzieren und auf ein normales Niveau zu bringen ist, in die Ernährung vermehrt Bitterstoffe einzubauen. Bitterstoffe sind in vielen Gemüse-, Salat- und Kräuterarten enthalten, wie z.B. Brokkoli, Chicorée, Mangold, Kohlsorten, Radicchio, bittere Schokolade etc. Es gibt inzwischen Tees und Tropfen, die diese Bitterstoffe enthalten. Je mehr und regelmäßiger man diese zu sich nimmt, desto empfindlicher reagieren die Geschmacksnerven auf Süßes und desto weniger wollen wir von den Süßigkeiten essen. Das geht so weit, dass uns die gängigen Süßigkeiten gar nicht mehr schmecken. Klingt doch super, oder?

Ein weiterer Benefit von Bitterstoffen ist die positive Wirkung auf unsere Verdauung und die Entgiftung. Unser Körper leistet jeden Tag zu jeder Zeit Unglaubliches; dabei sollten wir ihn unterstützen. Aus unseren Gemüse- und Salatsorten sind die Bitterstoffe leider größtenteils herausgezüchtet worden. Bitteres verkauft sich nicht so gut. Aber die Natur schenkt uns jede Menge Gänseblümchen, Sauerampfer, Brennesseln, Löwenzahn etc. Es lohnt sich also sehr, sich mit essbaren Wildkräutern zu beschäftigen. Geht auch ganz schnell: einfach pflücken und den Salatteller damit ergänzen (oder den grünen Smoothie).










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